Tinnitus:

Tinnitus ist lateinisch und bedeutet soviel wie "Ohrenklingeln". Ein Ohrenklingeln in Form ein kurzeitigen Pfeifens oder Rauschen des Ohres hat sicherlich jeder schon einmal (oder auch häufiger) erlebt und ist nicht weiter bedeutsam. Krankheitswert bekommt der Tinnitus erst dann, wenn es sich um ein permanentes Geräusch handelt, das von selbst nicht mehr verschwindet. Auch dann ist Tinnitus im Regelfall nichts gefährliches, kann aber sehr störend für den Betroffenen sein.

Aufbau des Ohres schematisch

Die genaue Ursache des Tinnitus ist nicht bekannt. Wahrscheinlich entsteht er primär in den Hörsinneszellen in der Schnecke ("Cochlea") des Innenohres, woraus eine Veränderung der Spontanaktivität des Hörnerven resultiert. Dies führt dann dazu, dass das Hörzentrum in der Großhirnrinde Töne oder Geräusche registriert, die nicht von außen an das Ohr dringen, sondern im Innenohr bzw. Hörnerven selbst generiert werden.
Für ein akut aufgetretenes Ohrgeräusch gelten im Prinzip dieselben Aussagen wie für den Hörsturz. Wie bereits dort erwähnt, kann Tinnitus auch Begleitsymptom eines Hörsturzes sein. Untersuchung und Therapie sind im wesentlichen identisch (s.o. Hörsturz, Akutbehandlung des Tinnitus). Auch Akupunktur kann beim akuten Tinnitus erfolgreich eingesetzt werden.
Bildet sich der Tinnitus nicht zurück und besteht länger als ein halbes Jahr, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Dieser kann für den Patienten sehr belästigend sein, da oft eine Fixierung auf das Geräusch erfolgt, d.h. der Betroffene versucht ständig zu beobachten, ob sein Geräusch noch da ist. Dies führt dazu, dass die Hörbahn (nervale Verbindungen zwischen Innenohr bzw. Hörnerven und Hörzentrum im Großhirn) diesem Geräusch eine besondere Bedeutung beimisst und es nicht als etwas unbedeutendes herausfiltert, sondern praktisch ungefiltert ständig dem Großhirn wie ein Alarmsignal meldet. (Normalerweise werden dem Großhirn permanent vorhandene akustische Eindrücke nicht gemeldet, da sie von der Hörbahn als unwichtig herausgefiltert werden. Das ständige Rauschen einer Autobahn z.B. wird uns nach einer gewissen Zeit nicht mehr bewusst, da es genau diesem Filterungsvorgang unterliegt. Vergleichbar ist dies auch mit dem Tragen einer Brille, die wir nach einer gewissen Zeit nicht mehr bemerken, obwohl wir sie sehr genau fühlen können, wenn wir uns darauf konzentrieren.)
Bei einem chronischen Tinnitus können die therapeutischen Bemühungen nicht mehr darauf ausgerichtet sein, das Geräusch selbst zu beseitigen. Dies ist im Regelfall nicht möglich. Vielmehr gilt es, den oben beschriebenen Prozess der Fixierung auf das Geräusch zu unterbrechen, damit dem Betroffenen die Geräusche nicht mehr ständig ins Bewusstsein dringen, sondern in der Hörbahn als unwichtig herausgefiltert werden.
Neben einer gründlichen Information der Betroffenen über ihre "Erkrankung" ("Counselling") sind das Erlernen von Entspannungstechniken (z.B. Muskelrelaxation nach Jacobson), verhaltenstherapeutische Maßnahmen, Hörtraining oder das Tragen von Rauschgeneratoren (sog. "Noisern", früher "Maskern" als Teile des Konzeptes der Tinnitus-Retraining-Therapie) die zentralen Pfeiler in der Behandlung eines chronischen Ohrgeräusches. Hierdurch gelingt es, die permanente Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Tinnitus zu durchbrechen. Wir arbeiten hierzu im Institut für Tinnitus und Hörtraining interdiszpiplinär eng zusammen.
Klangtherapie und Akupunktur, die wir in unserer Praxis anbieten, runden die therapeutischen Möglichkeiten ab.

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