Audio-Visuelle Tiefenentspannung bei Tinnitus: Mind-Machine


Viele Tinnituspatienten wissen, dass sich durch regelmäßige Entspannungsübungen wie zum Beispiel Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training der Grad der Belästigung durch die Ohrgeräusche deutlich reduzieren lässt. Häufig ist es aber für die Betroffenen nicht leicht, diese Übungen durchzuführen, da sie während der Entspannungsphase ihre Ohrgeräusche lauter wahrnehmen. Deshalb wird oft empfohlen, die Ohrgeräusche während der Entspannungsübungen durch Musik oder Naturgeräusche zu maskieren, wie man den Patienten auch generell rät, die Stille, in der sie ihren Geräuschen in besonders hohem Maße ausgesetzt sind, zu meiden.
Ein weiterer Nachteil der genannten Entspannungstechniken ist, dass sie - besonders das autogene Training - erlernt werden müssen, und sich Erfolge erst nach längerer Zeit einstellen. Die Verknüpfung mit Biofeedback kann helfen, die Lernphase zu verkürzen.

Eine in den 90-iger Jahren verbreitete Methode, mit der sich ohne Lernphase eine Tiefenentspannung durch optische und akustische Reize erzielen lässt, ist die sog. Mind-Machine.
Die Audio-Visuelle Tiefenentspannung mit der Mind-Machine ist vor allem für diejenigen Tinnituspatienten zu empfehlen, die aufgrund ihrer Ohrgeräusche unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen leiden und die wegen ihres Tinnitus nicht abschalten können.

Durch die Mind-Machine ist es möglich, den Akitivitätszustand des Gehirns zu beeinflussen. Der Aktivitätszustand des Gehirns kann mittels des EEGs (Elektro-Enzephalo-Gramm, Hirnstrommessung) gemessen werden. Vier Aktivitätszustände werden unterschieden: das Beta-EEG mit Schwingungen zwischen 30 und 13 Hz, das Alpha-EEG mit Schwingungen zwischen 12 und 8 Hz, das Theta-EEG mit Schwingungen zwischen 7 und 4 Hz und das Delta-EEG mit Schwingungen zwischen 3 und 1 Hz. Diesen verschiedenen Aktivitätszuständen sind verschiedene Bewusstheitszustände zuzuordnen, wobei eine höhere Aktivität allerdings nicht notwendigerweise einen beseren Bewusstheitszustand darstellt. Das Beta-EEG entspricht dem Alltagsbewusstheitszustand, das Alpha-EEG einem entspannteren und ausgeglichenerem Zustand mit erleichterter Konzentration und erhöhter Lern- und Merkfähigkeit. Ein Theta-EEG findet man in tiefer Entspannung, ein Delta-EEG im Tiefschlaf.

Werden nun optische Reize, die von der Frequenz des Aktivitätsmusters nur gering abweichen, appliziert, haben die Gehirnwellen nach einigen Minuten die Tendenz, dem gegebenen Reiz nachzufolgen. So lässt sich durch die Mind-Machine die Hirnaktivität praktisch in jeden gewünschten Bereich verschieben, wobei zur Erzielung von Entspannung vor allem Theta- und Deltazustände erzielt werden sollen. Eingesetzt werden Mind-Machines aber z.B. auch zur Erleichterung des Lernens, wobei hier eher Alpha-Zustände hervorgerufen werden.

Durch die zusätzlich Applikation akustischer Reize wird die Aktivität beider Hirnhälften synchronisiert. Außerdem wird bei Tinnituspatienten das Ohrgeräusch maskiert, was die Erzielung eines entspannten Zustands erleichtert.

Die Applikation des Lichtreizes erfolgt über eine Brille, in die auf beiden Seiten Leuchtdioden eingebaut sind, die in einer bestimmten Frequenz aufleuchten (s.o.). Die Augen werden während der Behandlung geschlossen. Die Geräusche werden über einen Kopfhörer angeboten. Helligkeit der Lichtreize und Lautstärke sowie Klangcharakter der Geräusche lassen sich verändern, so dass gerade bei Betroffenen, die zusätzlich unter einer Geräuschempfindlichkeit leiden, eine hohe Akzeptanz erreicht werden kann.
Die Behandlung sollte täglich über wenigstens eine Woche erfolgen. Eine Sitzung dauert ca. 30 Minuten.

Nicht sinnvoll ist die Behandlung mit der Mind-Machine bei Patienten mit einem Krampfleiden (Epilepsie) in der Vorgeschichte, da durch die Veränderung der Hirnaktivität bei diesen Menschen die Auslösung von Krampfanfällen denkbar wäre.

Der Erfolg der Entspannung durch Photostimulation bei Tinnitusbetroffenen wurde 4/2005 durch Prof. Dr. Dipl.-Psych. Sven Tönnies (Psychologisches Institut der Universität Hamburg) untersucht und belegt. Die Veröffentlichung im Tinnitus-Forum lesen Sie bitte hier.

Die Audio-Visuelle Tiefenentspannung mit der Mind-Machine ist eine Wunschleistung, die von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen ausgenommen ist. Bei Privaten Versicherungen lohnt sich eine Anfrage, ob die Kosten für die Behandlung übernommen werden. Die Kosten werden nach der derzeit gültigen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) berechnet. Über die Höhe der Kosten informieren wir Sie gerne persönlich, telefonisch oder per Email.

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