Hörtest:
Der Hörtest (Audiogramm) dient der Überprüfung des Hörvermögens. Grundsätzlich
unterscheidet man zwischen einem Tonaudiogramm und einem Sprachaudiogramm.
Beim Tonaudiogramm wird für den Frequenzbereich von 250 Hz bis 8 kHz die
Hörschwelle für die jeweilige Tonhöhe bestimmt. Dies geschieht zum einen mit
einem gewöhnlichen Kopfhörer, bei dem der Schall über das Mittelohr weiter an
das Innenohr geleitet wird ("Luftleitung"), und einem sog.
"Knochenleitungshörer", der
auf den Knochen hinter dem Ohr aufgesetzt wird, und über den der Schall unter Umgehung
des Mittelohrs direkt über den Knochen an das Innenohr geleitet wird.
Hieraus ergeben sich verschiedene mögliche Befundkonstellationen:
Bei einer reinen
Mittelohrschwerhörigkeit wird der Schall über den Knochenleitungshörer normal gehört,
bei der Prüfung mit dem normalen Kopfhörer werden jedoch höhere Lautstärken benötigt
(s. 1. Beispiel, blaue Kurve links: obere gestrichelte Kurve = Knochenleitung,
untere durchgezogene Kurve = Luftleitung). Es kommt zu einem typischen Abstand zwischen
Knochen- und Luftleitungskurve, der sog. "Schallleitungskomponente".
Eine Mittelohrschwerhörigkeit entsteht z.B. bei einem Loch im Trommelfell, einem
Paukenerguss oder einer chronischen
Mittelohrentzündung.
Bei einer reinen Innenohrschwerhörigkeit macht es keinen Unterschied, ob der Schall über
den normalen Kopfhörer oder den Knochenleitungshörer angeboten wird. Da das Innenohr
bei beiden Methoden benötigt wird, muss die Hörkurve bei der Messung mit beiden Kopfhörern
abfallen. Ein Abstand zwischen den beiden Kurven resultiert somit nicht (s. 2. Beispiel:
Abfall der gestrichelten und durchgezogenen Kurve beidseitig im Hochtonbereich ohne Schallleitungskomponente).
Typische Beispiele einer Innenohrschwerhörigkeit sind die Altershörigkeit und der
Hörsturz.
Auch Kombinationen beider Arten von Schwerhörigkeit sind natürlich denkbar, z.B. bei einem
Hörsturz auf einem Ohr mit perforierten Trommelfell. Man spricht dann von einer kombinierten
Schwerhörigkeit.
Das Sprachaudiogramm ist wichtig vor allem für die Überprüfung der Notwendigkeit einer
Versorgung mit Hörgeräten und bei gutachterlichen Fragestellungen. Hier wird über
einen normalen Kopfhörer oder bei der Überprüfung von Hörgeräten über Lautsprecher
im freien Schallfeld die Verstehensquote von mehrsilbigen Zahlwörtern (z.B. 21, 35, 43 etc.)
und einsilbigen Testwörter (z.B. Zweig, Haus, Baum etc.) bei verschiedenen Lautstärken
bestimmt. An der Verständnisquote für Einsilber bei 65 dB (jeweils untere rote und
blaue Kurve im unteren Beispiel) lässt sich die Notwendigkeit einer Hörgeräteversorgung ablesen:
Beträgt das Einsilberverständnis weniger als 85% bei 65 dB, ist ein Hörgerät meist sinnvoll
(im Bespiel: Einsilberverständnis rechts bei 65 dB 80% -> Hörgerät sinnvoll (rote Kurve),
Einsilberverständnis links bei 65 dB 85% -> Hörgerät gerade noch nicht sinnvoll (blaue Kurve).
Aus dem Einsilberverständnis bei 60, 80 und 100 dB läst sich außerdem der für die
Begutachtung wichtige Grad einer Schwerhörigkeit in Prozent berechnen.
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